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Immer besser werden

F.A.Z. und SZ übernehmen Verantwortung – auch bei der Herstellung ihrer Medien. Die Produktionsprofis beider Häuser erklären, welche Prozesse sie bereits optimieren konnten und woran sie noch arbeiten.

Von Andreas Gierth (F.A.Z.) und Josef Schießl (SZ)

1. Der verantwortungsvolle Umgang mit Res­sour­cen ist in Ihrem Unternehmen selbst­ver­ständlich. Welche Maßnahmen stehen dahinter?

Viele unserer Leser möchten auf eine gedruckte Zeitung oder ein gedrucktes Magazin nicht verzichten. Dieser Nachfrage kommen wir gerne nach, sehen uns aber gleichzeitig in der Verantwortung, dies so nachhaltig und ressourcen­schonend wie möglich zu tun. Als einer der we­nigen Zeitungsverlage verwenden wir deshalb analog zur SZ die in Deutschland geringstmögliche Grammatur, um den Papierverbrauch gering zu halten. Auch für unsere anderen Produkte suchen wir kontinuierlich nach emissionsärmeren Papiervarianten.

Wir beziehen ausnahmslos Papier europäischer Lieferanten, die verstärkt auf die Produktion von Recyclingpapier setzen, und versuchen so, den Rohstoffeinsatz stetig zu verringern. Um die dennoch benötigten Frischfasern in Teilen aus­zu­gleichen, haben wir gemeinsam mit Hessenforst in den letzten drei Jahren über 17.000 Bäume gepflanzt.

Mit dem Ziel einer nachhaltigeren Produktion unterstützen wir darüber hinaus die verbandsübergreifende Selbstverpflichtung zur Nutzung mineralölfreier Druckfarben, wobei der Verbrauch von Druckfarbe auch durch technische Optimierung bereits reduziert werden konnte. Sowohl für unsere inländischen Druckereien als auch für den neuen F.A.Z. Tower beziehen wir außerdem Ökostrom.

Derzeit arbeiten wir an den CO2-Bilanzen unserer gedruckten und digitalen Produkte, sodass wir weitere wichtige Hebel in Sachen Nachhaltigkeit erkennen und betätigen können.

2. Inhaltlich stehen Frankfurter Allgemeine und Süddeutsche Zeitung für höchste Qualität. Wie gewährleistet man diese auch dann, wenn man zum Beispiel auf Recyclingpapier druckt?

Selbstverständlich möchten wir unseren Lesern nicht nur inhaltlich, sondern auch produkttechnisch die höchstmögliche Qualität bieten. Dazu prüfen wir kontinuierlich, wie sich Techniken und Materialien optimieren lassen, ohne die Qualität des Produktes selbst zu mindern. Dabei spielen auch nachhaltige Faktoren eine Rolle. Papier ist eines der größten Handlungsfelder für die umweltschonende Herstellung von Zeitungen. Aufgrund des kurzlebigen Charakters von Zeitungen ist Papier mit einem hohen Recyclingfaseranteil bestens für die Herstellung geeignet und gewährleistet gleichzeitig eine angemessene Qualität.

Bei den Hochglanzmagazinen der F.A.Z. steht hingegen die hohe Wertigkeit im Vordergrund. Um den Qualitätsansprüchen von Lesern und Anzeigenkunden entsprechen zu können, ist der Anteil an Frischfasern im Papier deutlich höher als beim Zeitungspapier. Dennoch konnten wir auch hier durch die Umstellung von Druck­verfahren und den Wechsel der Papiersorte auf eine sehr viel emissionsärmere Alternative bereits nachhaltige Effekte erzielen.

3. Die Herausforderungen für CO2-neutrales Wirtschaften sind groß. Wo stößt man aktuell noch an Grenzen (zum Beispiel Stichwort realistische Mess­barkeit des CO2-Footprints im gesamten Produktionsprozess)? Und was ist in Zukunft zu erwarten?

Wir sind uns bewusst, dass unser Geschäfts­modell (Print und digital) nicht CO2-neutral möglich ist, deshalb setzt die F.A.Z. auf ein umfassendes Klimabewusstsein, welches die Basis unserer Impact-Strategie bildet: Wir möchten die Emissionstreiber erkennen und bestmöglich reduzieren. Ausgangspunkt dafür bildet die CO2-Bilanzierung der F.A.Z.

Anhand unserer Prüfungen konnten wir feststellen, dass sich zwar viele, allerdings noch lange nicht alle Lieferanten mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Wir erwarten, dass im Rahmen der CSRD künftig immer mehr Unternehmen die Notwendigkeit von nachhaltigem Handeln erkennen und so das Thema Nachhaltigkeit insgesamt eine immer wichtigere Rolle, auch im Produktionssektor, spielen wird.

Andreas Gierth

Leiter Herstellung und Strategischer Einkauf der F.A.Z. GmbH, Geschäftsführer der Medienservice GmbH und Co. KG

1. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist in Ihrem Unternehmen selbstverständlich. Welche Maßnahmen stehen dahinter?

Der für die Produktion der SZ benötigte Strom ist eine wesentliche Ressource. Seit Januar 2022 setzen wir Ökostrom ohne CO2-Emissionen ein und betreiben seit 2012 durchgängig Energie­management. Die Energieeffizienz konnten wir stets optimieren und sind seit 2013 nach DIN EN ISO 50001 Energiemanagement zertifiziert.

Für alle Anlagen werden analytisch Energie-Effi­zienzmaßnahmen erarbeitet und umgesetzt. So nutzen wir die Abwärme der Druckmaschinen zum Heizen des Gebäudes. Ein engmaschiges Kenn­zahlensystem zeigt Abweichungen im Energie­einsatz auf, wodurch wir schnell korrigierend eingreifen können.

Durch lange Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten kennen wir nicht nur die Eigenschaften der Produkte, sondern arbeiten auch an Optimie­rungen dieser Materialien. Die Nachhaltigkeitskennzahlen der Anbieter beeinflussen ebenfalls die Auswahl unserer Bezugsquellen. Zudem richten wir unser Lieferantenmanagement nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz aus und setzen auf Lieferanten, welche höchste Anforderungen an nachhaltige Produkte erfüllen.

Als Mitglied in Verbänden und Forschungsinstituten nehmen wir gezielt Einfluss auf branchenweite Vereinbarungen zum nachhaltigen Produzieren und Wirtschaften im Zeitungsdruck.

2. Inhaltlich stehen Frankfurter Allgemeine und Süddeutsche Zeitung für höchste Qualität. Wie gewährleistet man diese auch dann, wenn man zum Beispiel auf Recyclingpapier druckt?

Recyclingpapier besteht in der Regel aus 70 bis zu 100 Prozent aus Altpapier, besitzt höchste Qualitätsmerkmale und wird im Zeitungsdruck seit Jahrzehnten eingesetzt. Unser eigenes Quality Lab führt intensive Materialprüfungen durch. Dies sichert die Qualität der Materialien, stabilisiert den Produktionsprozess und fördert die Entwicklung hinsichtlich Nachhaltigkeit. Diese Standardisierung erlaubt uns zum Beispiel, die SZ auf Papier mit nur 40 g/m² zu drucken. Dadurch werden Ressourcen geschont und dennoch hohe Qualitätsansprüche gewährleistet. Zudem ist die SZ nach Druckstandard ISO 12647/3 zertifiziert, der den optimalen Einsatz von Druckfarben und anderen Produktions­mitteln unter Einhaltung von internationalen Qualitätsstandards gewährleistet. Auch der erfolg­reiche Einsatz mineralölfreier Farben resultiert aus den umfangreichen Tests unseres Labors.

3. Die Herausforderungen für CO2-neutrales Wirtschaften sind groß. Wo stößt man aktuell noch an Grenzen (zum Beispiel Stichwort realistische Messbarkeit des CO2-Footprints im gesamten Pro­duk­tionsprozess)? Und was ist in Zukunft zu erwarten?

Die SVZD bilanziert CO2-Emissionen seit 2019. Die Entwicklungen sind seither so deutlich, dass wir mittlerweile belastbare Werte für Emissionen haben. Es gibt aber nach wie vor Lücken in der Erfassung, da es hierzu in sämtlichen pro­duzierenden Branchen kaum Erfahrungswerte gibt.

Im Druck sind mittlerweile plausible und gefestigte Kennzahlen der CO2-Emissionen für Materialien vorhanden. Bei digitalen Prozessen und Produkten betreiben wir derzeit großen Aufwand, uns die Daten zu Nachhaltigkeit selbst zu erarbeiten. Es gibt im Moment keine einheitlichen Kalkulationsmodelle zur Ermittlung eines CO2-Fußabdrucks einer digitalen Zeitung.

Wir arbeiten mit externen Beratern und Verlagen, insbesondere der F.A.Z., zusammen, um plausible Werte zu Emissionen zu erstellen. Vieles davon ist Pionierarbeit, da es keinerlei Vorgaben gibt. Die konzernweit beschlossene Motivation der SZ ist absolut, Emissionen soweit irgend möglich zu reduzieren. Hierbei haben Abweichungen der Kennzahlen bis zu einigen Prozenten nicht die Bedeutung, wenn wir die großen Verursacher von Emissionen verifizieren und gegensteuernde Maßnahmen einleiten können.

Josef Schießl

Geschäftsführer Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH