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Das Netz braucht mehr Verantwortung

Warum den Menschen FAZ.NET viel wert ist.

Von Carsten Knop

Was ist gemeint, wenn jemand die These vertritt, dass das Netz mehr Verantwortung braucht? Gemeint ist damit, dass sich Nutzer, Anbieter und Entwickler von digitalen Diensten und Inhalten ethisch korrekt verhalten sollen. Aber auf dieser grundsätzlichen Ebene kommt man im Alltag nicht weiter. Konkret geht es darum, die Privat­sphäre, die Menschenwürde und die Freiheit anderer zu respektieren, keine falschen oder schäd­lichen Informationen zu verbreiten oder zu konsumieren, Gewalt oder Hass im Netz weder zu fördern noch zu tolerieren. Dass die Folgen des Handelns im Netz bedacht und verantwortet werden. Das ist nicht trivial, denn das ist längst nicht überall im Netz der Fall. Die These, dass das Netz mehr von dieser Verantwortung braucht, basiert zudem auf der Annahme, dass das Netz nicht nur ein technisches Medium ist, sondern auch ein sozialer Raum, in dem moralische Werte und Normen gelten sollten.

Eine Redaktion wie die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nimmt diese Verantwortung wahr, hier sind Menschen im wahrsten Sinne des Wortes verantwortlich. Sie arbeiten Tag für Tag daran, dass man ihnen auf der Basis dieser Verant­wortung auch weiterhin vertrauen kann: Die Prinzi­pien, die dahinter stehen, kann man im Netz nach­lesen unter der Adresse www.faz.net/vertrauen. Dort erfährt man alles über die Finanzierung, die Arbeitsweise, den Umgang mit künstlicher Intelligenz, vor allem aber darüber, wie unabhängig die F.A.Z. organisiert ist und was sie in dieser Hinsicht von anderen Titeln unterscheidet.

Diese Arbeitsweise führt auch online mit FAZ.NET zu einem journalistischen Ergebnis, das etwas wert ist – zu einem Informationsangebot, dem man vertrauen kann, weil man an die Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Kompetenz der Redaktion glaubt. Und dieses Vertrauen kann nur durch die Übernahme von Verantwortung erreicht werden: Denn die professionellen Kommunikatoren, also Journalisten und Verlage, verlieren grundsätzlich an Relevanz, weil heute buchstäblich jeder über seine sozialen Netzwerke publizieren kann. Die Folge: Kompetent recherchierte Infor­mation steht eins zu eins neben persönlicher Mei­nung, Begrün­detes neben Beliebigkeit, Recherche neben Verschwörung, Wahres neben Falschem.

Zu erkennen, was was ist und aus welcher Quelle eine Information stammt, ist heute ungleich komplexer als noch vor zehn Jahren. Gründlichkeit darf deshalb nicht der Schnelligkeit geopfert werden, und wenn etwas falsch ist, muss darüber berichtet werden. Gute, intensive, gründliche Recherche, vor allem Quellenrecherche, war noch nie so wichtig und wertvoll wie heute. In einer Redaktion wie der der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und damit auch von FAZ.NET gehört sie zum Alltag. Zum Journalismus gehören aber auch ethische Fragen und presserechtliche Kenntnisse, die in der Ausbildung vermittelt werden. Das kostet Geld – und ist Geld wert, ebenso wie unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten im In- und Ausland, die vielen Kolleginnen und Kollegen in der Zentralredaktion, die redigieren, schreiben und gestalten.

Gerade unter digitalen Bedingungen und angesichts antidemokratischer Gruppierungen braucht es eine gesellschaftliche Instanz, die unabhängig und wahrhaftig informiert und Missstände ohne Partikularinteressen öffentlich macht. Jeder Mensch, so sollte man zumindest hoffen, will die Welt verstehen. Doch nicht wenige lassen sich von einfachen Wahrheiten täuschen, weil es bequemer erscheint. Wir stellen uns dieser Herausforderung, aber wir wissen auch: Ein Großteil der Bevölkerung unterstützt und schätzt den hochwertigen Qualitätsjournalismus, hinter dem Menschen stehen, die Verantwortung übernehmen, und verteidigt ihn gegen pauschale Angriffe unter dem Stichwort „Lügenpresse“, ohne unkritisch zu werden. Das ist eine gute Nachricht. Denn auch das ist gesellschaftlich notwendig: Wertschätzung und Unterstützung für guten Journalismus, ohne ihm blind zu vertrauen. Darauf können wir uns bei unseren Lesern verlassen und sie sich auf uns.

Carsten Knop

Seit April 2020 Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen. Davor Chefredakteur für die digitalen Produkte und bis 2018 für die Frankfurter Allgemeine u.a. als Wirtschaftskorrespondent in New York und San Francisco tätig.