In Zukunft relevant
F.A.Z. und SZ erreichen heute digital und gedruckt so viele Abonnenten wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Das liegt vor allem an ihrem exzellenten Qualitätsjournalismus, der das Vertrauen breiter Bevölkerungskreise genießt. Zudem steckt hinter dem Erfolg eine kluge Strategie beider Häuser, zu der Nico Wilfer und Johannes Hauner drei Fragen beantworten:
1. Medien befinden sich in einem Transformationsprozess. Was bedeutet das für die F.A.Z.?
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung investiert seit Jahren intensiv in die digitale Transformation – etwa durch die Schaffung von neuen Rollen in Redaktion und Verlag, neue Technologien und neue Produkte. In den vergangenen Jahren ist es uns dadurch gelungen, die digitalen Auflagen und Erlöse deutlich zu steigern. Der Transformationsprozess bringt große Veränderungsnotwendigkeiten mit – für den Journalismus bietet das aber vor allem große Chancen. Besonders deutlich wird das in den zahlreichen neuen Angeboten wie Podcasts, Newslettern, Storytellings oder Videoformaten – ob auf eigenen Plattformen oder andernorts. Die F.A.Z. ist heute überall da, wo ihre Abonnentinnen und Abonnenten sind.
2. Wie erreichen Sie die Generation Z, die bekanntlich mit dem Konzept Zeitung fremdelt?
Wir stellen fest, dass auch jüngere Zielgruppen gerade, aber nicht nur durch neue Erzählformate oder User Experiences gut mit den F.A.Z.-Inhalten zu erreichen sind: Für unsere App „Der Tag“ etwa erhalten wir viel Lob gerade von jüngeren Leserinnen und Lesern. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung war zudem früh auf Tiktok und natürlich bespielen wir unterschiedlichste Social-Media-Kanäle, um auch jenseits der eigenen Plattform junge Nutzerinnen und Nutzer anzusprechen.
3. Was ist die jüngste Innovation aus dem digitalen Labor Ihres Verlags?
Wir beschäftigen uns seit Monaten intensiv mit den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf unsere Arbeitsabläufe, auf den Medienkonsum unserer Zielgruppe, aber auch auf unsere Produkterlebnisse. Wir bieten inzwischen an verschiedenen Stellen in den Produkten KI-basierte Zusatzfunktionalitäten an, die es ohne diese technische Hilfe nicht gäbe – etwa Artikelzusammenfassungen, eine menschlich klingende Vorlesefunktion oder Frage-Antwort-Interaktionsmöglichkeiten. Im vergangenen Jahr haben wir unsere Website von Grund auf neu entwickelt und gestaltet, dieses Jahr planen wir mit größeren Veränderungen an den Apps und auch den digitalen Ausgaben unserer Zeitungen.
1. Wie sehen Sie die Zukunft der SZ? Bleibt sie langfristig auch digital das geschlossene Produkt, wie wir es kennen? Oder denken Sie hier völlig neu?
Die SZ ist digital schon lange mehr als ein „geschlossenes Produkt“. Auf SZ.de und in unserer Nachrichten-App passen wir die Startseite permanent an – die Redaktion kuratiert die Inhalte, die aus ihrer Sicht zum aktuellen Zeitpunkt die relevantesten für unsere Leserinnen und Leser sind. Und Algorithmen ergänzen auf personalisierten Flächen das, was die individuellen Interessen der Abonnentinnen und Abonnenten am besten bedient.
Das heißt aber nicht, dass wir im Digitalen die Zeitung als „Bündel“ in Frage stellen. Neben SZ.de gibt es täglich eine digitale Ausgabe der SZ in unserer Zeitungs-App, die das Zeitunglesen auf digitale Geräte überträgt und sehr beliebt ist. Wir denken diese beiden Arten, sich mit unseren Inhalten im Digitalen auseinanderzusetzen, übrigens schon seit mehr als einem Jahrzehnt nicht in Konkurrenz zueinander und werden das auch so beibehalten. Vielleicht ist das eines unserer Erfolgsrezepte?
2. Was macht die digitale Strategie Ihres Hauses aus? Und welche Rolle spielt KI dabei?
Unser Ziel ist es, uns bis Ende des Jahrzehnts aus dem Digitalen zu finanzieren, also über die digitalen Abo- und Werbeerlöse. Nicht, weil wir Print in Frage stellen. Ich denke, dass es auch in den 2030er Jahren noch eine Nachfrage nach gedruckten, überregionalen Tageszeitungen geben wird. Aber wir sollten strategisch nicht alleine darauf setzen – und uns unabhängig von der Distributionsform unserer Inhalte machen. Deshalb richten wir Verlag und Redaktion konsequent aufs Digitale aus, strategisch, organisatorisch und inhaltlich. Eine große Rolle spielt dabei Audio, nicht nur in Form von Podcasts, sondern auch über Inhalte, die eine von einer KI trainierten Stimme vorliest. Es ist gut, dass im Digitalen ein zentrales Nutzungsbedürfnis („Hören“) mit dazukommt, das Verlage – auch mit Hilfe von KI – relativ einfach abbilden können.
Darüber hinaus testen wir bei der SZ viele neue KI-Funktionen und -Tools. Die Resonanz auf unsere Chatbots zu Europa- und Bundestagswahl war zum Beispiel sehr gut.
3. Wie beziehen Sie die Leser/Nutzer der Angebote Ihres Hauses aktiv in Ihre Planung mit ein?
Sehr aktiv. Unsere User-Research-Experten testen viele Ideen, bevor wir sie ausrollen – wenn es zum Beispiel um neue Formate geht oder um neue Funktionen in der App. Und wenn wir sie dann ausrollen, rollen wir sie selten für alle Nutzerinnen und Nutzer in der gleichen Form aus. Danach starten A/B-Tests und am Ende setzt sich die Variante durch, die am beliebtesten ist.